KREISVERBAND CUXHAVEN

02.05.2021

A20 – wie aus Träumen Albträume werden

Die IHKen in Stade und Schleswig-Holstein wollen beweisen, dass 5 Mrd. € verbaute Gelder für die Autobahn die jahrzehntelang vernachlässigten Ausbau der Infrastruktur – und damit auch die maue Unterstützung der Unternehmen - jetzt also wettmachen sollen. Der Traum von der Zukunftsachse ohne Klimaschutzanstrengungen in reale Politik umzusetzen, führt zum Ausverkauf der Lebensgrundlagen an der Küstenregion. Wer Fachkräfte anlocken möchte und ihnen kurze Fahrzeiten verspricht, statt Leistungsfähigkeit auf der Datenautobahn oder Investitionsstau in den öffentlichen Einrichtungen oder im Bildungssektor (im Landkreis Cuxhaven fehlt immer noch eine Integrierte Gesamtschule!), der denkt nur an Prestigeprojekte und nicht an nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.

2000 ha Fläche werden direkt durch die Autobahn der einmaligen Landschaft den dort Lebenden dem Tourismus entzogen und schwächen die Erlebnisfähigkeit und das Erholungsbedürfnis der Touristen im ländlichen Raum. Cuxhaven und Stade als Städte sind nicht die einzigen touristischen Highlights.

Die Industrie-und Handelskammern führen den Zeitgewinn an, sagen aber nicht, dass die A20 mit ihrem kurvigen Ausbau keine schnelle Autobahn ist. Ein Vergleich: Die Strecke Bremerhaven – Hamburg (jeweils von Innenstadt zu Innenstadt) ist auf dem jetzigen Streckenverlauf mit einer Stunde und 53 Minuten angegeben.  Jetzt sind es 170 km, auf der geplanten Autobahn wären es 210 km. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h käme man dann auf 1 Stunde und 40 Minuten Fahrtdauer. Ein kleiner Zeitgewinn für dies viele Geld? Wie wäre es mit dem Ausbau der Bahnstrecke, um das Pendeln der Arbeitnehmer*innen zu vereinfachen und sie nicht auf die Autobahn zu verweisen, wie es die IHKen tun?

Wirtschaftsförderung bedeutet auch Flächen (für z.B. Gewerbeansiedlung) bereitzustellen, stattdessen werden weitere zumeist landwirtschaftliche Fläche für Bau und die Ausgleichsmaßnahmen benötigt. Dieser Flächenverbrauch geht zu Lasten der Landwirtschaft und des produzierenden Gewerbes, hier stellen sich die beteiligten IHKen selbst ein Bein und „vergessen“ die Interessen ihrer Mitglieder. Zum Schluss noch eine Denksportaufgabe: was lässt sich alles mit dem Autobahngeld an innovativen, umweltschonenden und Klimakrise verhindernden Investitionen in unserer Region anschieben? Was wäre das für ein "Geldsegen" für die Unternehmen und die Beschäftigung in der Region.

Rubrik: Themenschwerpunkte: Mobilität & ÖPNV & Autobahn

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