KREISVERBAND CUXHAVEN

25.06.2021

Wahlprüfsteine der Architektenkammer Niedersachsen

Von der Nachhaltigkeit bis zur zeitgemäßen Planung und Gestaltung der Kommunen, von der Verringerung der Versiegelung bis zur Ressourcenschonung im Altbestand sowie bei Neubauten, von der Ablehnung von PPP-Modellen bis zu zeitgemäßem Verwaltungshandeln, auf diese Schwerpunkte geht die Architektenkammer ein - das nahmen die Cuxhavener Grünen positiv zur Kenntnis und nahmen gerne Stellung.

Zu den einzelnen Aspekten möchten wir Ihnen folgende Rückmeldung geben:

  1. Bauaufgaben jetzt nicht verschieben

Wir stimmen Ihnen zu, dass der bauliche Bestand fortzuentwickeln ist und innovative Maßnahmen im Bestand erforderlich sind. Bestand ist „graue Energie“ und wo immer möglich, sollte durch innovative Idee eine Entwicklung des vorhandenen Bestandes erfolgen.

  1. Investieren Sie durch kommunale Bauten in die Zukunft

Die kommunale Infrastruktur ist ein wesentlicher Bestandteil für unsere Gesellschaft. Dieser Bestand ist fortwährend weiterzuentwickeln. Unsere Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass sehr viel Knowhow und gute Idee vorhanden sind, diese gilt es zu nutzen. Wettbewerbsverfahren können ein Weg sein, ausgetretenen Bahnen zu verlassen und neue Idee umzusetzen. Kommunale Infrastruktur sollte auch kommunal bleiben, die Privatisierung der Daseinsvorsorge sehen wir kritisch bzw. lehnen sie ab. Die Trennung von Planung und Ausführung kann einen wichtigen Beitrag zur Fehlervermeidung und zur Kostenreduzierung im Bauwesen liefern.

  1. Nachhaltigkeit und Klimaschutz vorantreiben

Hier sprechen Sie einen Schwerpunkt unseres Wirkens an. Die Bauwerke, die uns umgeben, sind verkörperte Energie und Bestandteil unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Daher gilt es, damit verantwortungsvoll umzugehen. Bauwerke sind keine Einweg- oder Wegwerfartikel, sie können in vielen Fällen an das „Heute“ angepasst werden. Mit der Stärkung des Bestandes und der Stärkung der Bestandsentwicklung reduzieren wir Flächenverbrauch, Energieverbrauch und erhalten unsere siedlungshistorische Identität und damit fördern wir auch die Stadt- und Ortsentwicklung. Bündnis 90/Die Grünen sind entschieden gegen den § 13 b BauGB.

  1. Baugenehmigungsverfahren beschleunigen

Die Welt um uns herum ist in den letzten Jahrzehnten nicht leichter geworden. Das Regelungswerk ist komplexer geworden, der Wunsch nach Partizipation an den – gerade baulichen – Entscheidungen ist in der Bevölkerung gewachsen. Das setzt voraus, dass die Verwaltung über Mitarbeiter*innen verfügt, die diese Anforderungen erfüllen können. Dies betrifft sowohl die fachliche als auch die zahlenmäßige Dimension, aber auch die technische Ausstattung ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Verwaltung kostet Geld, aber gute Verwaltung sichert ein geordnetes und berechenbares Verfahren sowie rechtssichere Ergebnisse und damit liefert die Verwaltung einen Anteil zum Rechtsfrieden in der Gesellschaft. Architektur und Verwaltung müssen sich wechselseitig auf einen Perspektivwechsel einlassen, um den anderen zu verstehen, dies fördert die sachorientierte Bearbeitung der Vorgänge. Das Baugenehmigungsverfahren muss den Spagat zwischen schneller Entscheidung auf der einen Seite und rechtssicherer Entscheidung (wir verweisen hier insbesondere auf die Umweltgesetzgebung) auf der anderen Seite bewältigen. Dies kann nur ein gemeinsamer Prozess von Verwaltung und Wirtschaft sein.

  1. Planungsqualität zahlt sich aus

Wir alle kennen den Spruch, „Billig kommt teuer!“. Wenn nur der Preis und nicht die Wertigkeit eines Angebots entscheidet, besteht die Gefahr, dass das billigste Angebot nicht das Günstigste war. Das gesamte Vergabewesen, unter dem die öffentliche Verwaltung leidet, bedarf einer Reform. Die Verfahren sind bisweilen nicht mehr berechenbar.

  1. Baukultur stärken – Verantwortung für die gebaute Umwelt wahrnehmen

An dieser Stelle möchten wir auf die Stellungnahme zu Ziffer  1 und 3 verweisen.

  1. Gute Stadtplanung etablieren

Stadtplanung hat stets einen lokalen Bezug; Stadtplanung ist identitätsstiftend. Die lokalen Besonderheiten sind zu beachten aber auch fortzuentwickeln, denn Stadtplanung ist nicht die Schaffung eines Museumsdorfes, sondern die Gestaltung unserer gelebten Umwelt. Aus diesem Grunde können Wettbewerbe gute Wege darstellen, um beide Aspekte zu verbinden.

  1. Fachkundige Beratung durch Architektinnen und Architekten nutzen

Erfahrene Architekt*innen sind bei der Umsetzung eines Vorhabens von entscheidender Bedeutung. Wie Sie wissen, ist gerade in der EU die Frage der Vorlageberechtigung, die gegenwärtig noch durch die Bauordnungen geregelt werden, im Fluss. Wie auch immer die Entscheidung letztlich ausfällt, es muss sichergestellt werden, dass die Qualität nicht darunter leidet, denn das Vorlagewesen der Landesbauordnungen ist auch Verbraucherschutz. Gestaltungsgremien können einen wichtigen Bestandteil bei der städtebaulichen Entwicklung darstellen.

Momentan sind wir dabei, unsere Kommunalwahlprogramme für den Landkreis Cuxhaven sowie in den einzelnen Kommunen zu erarbeiten und zu verabschieden. Demnächst werden diese auf unseren Internetseiten zu finden sein, so zum Beispiel unter gruene-kv-cuxhaven.de/ oder unter cux-gruene.de/. In diesen Programmen widmen wir uns ausführlich dem Bereich „Bauen“ und so nehmen wir gerne und erfreut zur Kenntnis, dass die Kammer ein guter Gesprächspartner ist – gerne kommen wir zu gegebener Zeit auf Ihr Dialogangebot zurück.

Rubrik: Über uns – Standpunkte

Rubrik: Themenschwerpunkte: Landkreisentwicklung & Finanzen